Veranstaltung «Gut leben im Quartier – mit und ohne Demenz»

Inspiriert vom demenzfreundlichen 3. Bezirk in Wien

Viele Menschen mit Demenz möchten so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben, einkaufen oder spazieren gehen und Bekannte treffen. Was brauchen sie, um am sozialen Leben im Quartier teilhaben zu können? Und was können Fachpersonen und politisch Verantwortliche dazu beitragen?

Diese Themen wollte die Plattform Mäander gemeinsam mit Fachpersonen diskutieren und damit den Start für Netzwerke für eine demenzfreundliche Gesellschaft im Kanton Zürich initiieren. Die Idee, für diese Veranstaltung Gäste aus Wien einzuladen, hatte Martina Hersperger, die  Geschäftsführerin der Plattform Mäander, als sie bei einem Besuch in der österreichischen Hauptstadt verschiedene Initiativen zur demenzfreundlichen Gesellschaft kennenlernte. Beeindruckt vom unaufgeregten beharrlichen Vorgehen der Initiator:innen, wollte sie diesen Einblick auch Interessierten aus der Region Zürich ermöglichen. Denn die Vermittlung von Best Practices zu gesellschaftlichen Herausforderungen im Umgang mit Demenz gehört mit zu den Aufgaben der Plattform Mäander.

Am 22.10.24 war es so weit: Gemeinsam mit Barbara Pichler von der Universität Wien und dem Wiener Sorgenetz führte Martina Hersperger rund 50 Fachpersonen aus den Bereichen Demenz, Gesundheit, Soziales, Alter, Gemeinden, Spitex, Caring Communities durch das vielseitige Programm. Ziele waren, Inspiration und Reflexion des eigenen Handlungsbereichs zu fördern, neue Perspektiven kennenzulernen und die Vernetzung untereinander und mit der Plattform Mäander zu stärken. Die einleitende Vorstellung der Aufgaben und Aktivitäten der Plattform Mäander brachte erst einmal alle auf den gleichen Stand.

Soziale Teilhabe als Herausforderung im Leben mit Demenz aus Sicht von Betroffenen

An einem solchen Anlass darf selbstverständlich die Perspektive der Betroffenen nicht fehlen. Valerie Keller, Kulturwissenschaftlerin von der Universität Zürich, stellte auf der Basis ihrerInterviews mit Menschen mit Demenz dar, welche Möglichkeiten der sozialen Teilhabe diese selbst sehen. Sie zeigte auf, dass es in demenzfreundlichen Umfeldern darum geht, Räume zu schaffen, in welchen Menschen mit Demenz positive Selbstbilder entwickeln können. Weiter ging sie auf die Teilgabe als Möglichkeit der Gegengabe in der Gestaltung von persönlichen Beziehungen ein. Sie betonte ausserdem die Bedeutung von sinnvollem Mitwirken in Gruppen, durch das Betroffene eine Wir-Identität entwickeln können. Abschliessend unterstrich sie, dass die soziale Teilhabe für Menschen mit Demenz kein Luxus ist, sondern die Sinnhaftigkeit ihres Lebens mitbeeinflusst.

Netzwerk demenzfreundlicher 3. Wiener Bezirk

Christina Hallwirth-Spörk und Marianne Buchegger von der Caritas Socialis Wien berichteten über ihr Netzwerk im 3. Wiener Bezirk, das sie vor zehn Jahren gemeinsam mit rund 40 lokalen Organisationen gegründet hatten. Zu den Partnern gehören Büchereien, die «Pfarre», Hauskrankenpflege, Pflegeheime, Apotheken, Schulen und Beratungsstellen. Gemeinsam setzen sie sich für Sensibilisierung, Wissensvermittlung, Entstigmatisierung und Sichtbarkeit von Demenz ein. Vorhandene und neue, ergänzende Angebote sollen Menschen mit Demenz und deren An- und Zugehörige niedrigschwellig erreichen. Das jüngste Angebot und Mitglied des Netzwerks ist die «Promenz-Gruppe 1030, eine unterstützte Selbsthilfegruppe von Menschen mit Demenz, die von den anderen Netzwerkpartnern ermöglicht und unterstützt wird.

Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Netzwerk sehen die Initiatorinnen klare Rollenverteilungen, Ausdauer und gegenseitigen Respekt als entscheidend an. Die Einbindung der politischen Ebene und regelmässige Netzwerktreffen stärken die Nachhaltigkeit. Ein Highlight ist der jährlich stattfindende, gemeinsam durchgeführte «Aktionstag für einen demenzfreundlichen 3. Bezirk». Abschliessend ermunterten sie die Anwesenden: «Vernetzt euch mit anderen und geht euren Weg zur demenzfreundlichen Gesellschaft gemeinsam weiter.»

World-Café «Inspirationen und Visionen für einen demenzfreundlichen Kanton Zürich»

Nach der Pause tauschten sich die Teilnehmenden in Gruppen mit den Referentinnen aus, diskutierten ihre eigenen Erfahrungen und entwickelte Visionen für einen demenzfreundlichen Kanton Zürich. Barbara Pichler fasste die wichtigsten Erkenntnisse der Gruppen zusammen, bevor Martina Hersperger abschliessend darlegte, wie die Plattform Mäander Organisationen unterstützt, die in ihrem Umfeld ein demenzfreundliches Netzwerk aufbauen möchten.

Fazit

Auch im Kanton Zürich setzen sich bereits verschiedene Organisationen für eine demenzfreundliche Gesellschaft ein. An diesem Anlass wurde aufgezeigt, wie bedeutsam solche Initiativen für Menschen mit Demenz sind. Inhaltliche Inputs, Diskussionsrunden und die positive Stimmung unter den Teilnehmenden führten zu einem angeregten Austausch und zur Vernetzung. Nehmen wir die Inspiration, Ermutigung und Bestätigung mit auf den weiteren Weg hin zu einem demenzfreundlichen Kanton Zürich! Die Plattform Mäander unterstützt Interessierte dabei.